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Mo, 30. September 2024

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Der fremde Vater

Der fremde Vater

 von Pierre Boom, Gerhard Haase-Hindenberg, Günter Guillaume

ISBN: 3-351-02567-X
Systematik: D 910
Verlag: Berlin : Aufbau-Verlag
Erscheinungsjahr: 2004
Schlagworte:
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                                        D 910  Boom
Boom, Pierre:
Der fremde Vater : der Sohn des Kanzlerspions Guillaume erinnert sich / Pierre Boom ; Gerhard Haase-Hindenberg. - 1. Auflage. - Berlin : Aufbau-Verlag, 2004. - 415 Seiten : Illustrationen
NE: ; Haase-Hindenberg, Gerhard ; Guillaume, Günter

ISBN 3-351-02567-X gebunden EUR 22,50

PERSÖNLICHKEIT / GESCHICHTE / BIOGRAPHIE

Am 24. April 1974 um 6.32 Uhr wurde Pierre Guillaume schlagartig erwachsen. Niemand hatte den Gymnasiasten, der wenige Tage zuvor seinen 17. Geburtstag feierte, gefragt, ob er seine bis dahin behütete Kindheit so ad hoc zu beenden wünschte. Das lösten für ihn mehr als ein Dutzend BKA-Beamte in wenigen Minuten im Flur der elterlichen Wohnung. In der Gefühlswelt des jungen Mannes wechselten Unglaube und Fassungslosigkeit einander ab. Sein Vater ein DDR-Spion? Unmöglich! Waren seine Eltern und er doch vor kurzem noch mit der Familie des Bundeskanzlers für einen gemeinsamen Urlaub nach Norwegen gereist. Zu präsent war ihm auch so manche Auseinandersetzung, in der sich sein Vater als rechter Sozialdemokrat, staatstragend und antikommunistisch, gebärdet hatte. Doch der "Fall Guillaume" zog weite Kreise, Willy Brandt trat zurück. Gern hätte Pierre seinen Vater nach Motiven gefragt, nach den psychischen Belastungen dieser zwei Jahrzehnte währenden Doppelexistenz. Und auch, welche Rolle seine Person bei der Legendierung einer beispielhaften Kleinfamilie gespielt hatte. Doch während der unter Bewachung stattfindenden Gefängnisbesuche durfte über nichts gesprochen werden, was mit dem Fall zu tun hatte. Pierre mußte sich die Antworten auf seine Fragen aus zweiter Hand besorgen - nicht selten blieb nur die Spekulation. Mehr und mehr wußte er die eigenen Eltern nicht mehr einzuordnen. Als man Günter und Christel Guillaume am 15. Dezember 1975 zu 13 und 8 Jahren Haft verurteilte, waren Pierre und seine Großmutter bereits nach Ostberlin übersiedelt, in die für ihn völlig fremde, "wahre" Heimat seiner Eltern. Sechs Jahre mußte er sich gedulden, war gezwungen, sich einen eigenen Reim auf seine Fragen zu machen. Als am 1. Oktober 1981 zuletzt auch Günter Guillaume ausgetauscht wurde, sah Pierre endlich die Zeit gekommen, den wahren Vater kennenzulernen. Es wurde zu einer Begegnung unter Schmerzen. Desillusioniert stellt er einen Ausreiseantrag und kehrt 1988 in die BRD zurück. Pierre Boom, ein Wanderer zwischen West und Ost, der in beiden Deutschlands aufwuchs, liefert vielfältige Einblicke hinter die Kulissen von Politik und Gesellschaft der 70er und 80er Jahre. Sein bewegender Bericht entstand im Dialog zwischen Betroffenem und einfühlsam begleitendem Journalisten.