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So, 07. Juli 2024

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Fundbüro

Fundbüro

 von Siegfried Lenz

ISBN: 978-3-423-13336-4
Systematik: R 11
Verlag: München : Deutscher Taschenbuch-Verlag
Erscheinungsjahr: 2005
Schlagworte:
Katalogkarte (ausblenden) :
                                        R 11  NB
Lenz, Siegfried:
Fundbüro : Roman / Siegfried Lenz. - Ungekürzte Ausgabe, 2. Auflage. - München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, 2005. - 234 Seiten. - (dtv ; 13336)
NE: GT

ISBN 978-3-423-13336-4 kartoniert EUR 9,90

NORDDEUTSCHLAND ; JUNGER MANN ; KARRIERE ; ZIVILCOURAGE

Henry Neff ist auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Nicht nach der seiner eigenen Historie: Denn die hat der inzwischen 24-jährige Sachbearbeiter mit der Aufgabe seines enervierenden Jobs als Zugbegleiter an den Nagel eines Hamburger Fundbüros -- seiner neuen Arbeitsstätte -- gehängt. Zwischen Regenschirmen, Aktentaschen, Rucksäcken und Bücherbergen übt er sich nun, abseits "von allem Gerenne und Getöse" der Welt da draußen, in Muße, Liebe (!) und Geduld. Im Zwischenreich verlorener Dinge will Neff sich gänzlich im Augenblick verlieren und die im Trubel des Lebens abhanden gekommene Ruhe wiederfinden. Eine Weile geht das gut, bis -- ja: bis die braune Vergangenheit in Gestalt einiger Neonazis und Ausländerfeinde in die Gegenwart hinüberschwappt. Und als dann auch noch Bahn-Reformen den Arbeitsplatz eines Kollegen bedrohen, erkennt Neff, dass man "manchmal auch zuschlagen" muss. Bis dahin aber ist viel geruhsame Erzählzeit verflossen, die den liebenswerten Helden mit allerlei Lebensschicksalen und Handlungssträngen (darunter auch kriminalistischen) konfrontiert: "An jeder Fundsache hängt etwas", heißt es im Roman, "du glaubst nicht, was da manchmal zum Vorschein kommt." Beizeiten entwickelt Neff sogar ganz eigenwillige Methoden, um rechtmäßige von unrechtmäßigen Besitzern zu scheiden. So lässt er eine Aktrice aus dem verlorenen Textbuch rezitieren. Und als ein Mann behauptet, jener Messerwerfer zu sein, dem das gefundene Wurfset aus Toledo im Regal gehöre, stellt Neff sich kurzerhand an die Tür und lässt den Artisten seine Kunst beweisen. An solchen zweischneidig-komischen Stellen (immerhin droht dem Erprober bei Falschaussage akuter Daseinsverlust) ist Lenz' neuer Roman vollkommen geglückt.